Exkursion zur Gedenkstätte Esterwegen

Exkursion zur Gedenkstätte Esterwegen

Mittwoch, Viertel nach Elf, und wir, das sind der Q2 Geschichts-LK von Frau Hölzl und der Bili-GK von Frau Konrad-Ulepic, kommen an der Gedenkstätte Esterwegen an. Es ist der Ort eines der ersten Arbeits-/Strafgefangenenlagers aus der Zeit des Nationalsozialismus, abgelegen in der Moorlandschaft Niedersachsens. Nun, da unsere Busfahrt etwas länger gedauert hat als erwartet, kann es auch die freundliche Dame der Gedenkstätte nicht abwarten, uns das Gelände zeigen und die Hintergründe zu erklären. Denn sie hat viel zu sagen über diesen so wichtigen Ort, der doch manchmal im Schatten der Gräueltaten der großen, bekannten Vernichtungslager steht. Deshalb fängt sie gleich an zu erzählen: Sie erklärt uns die geschichtliche Entstehung des Lagers und berichtet von der Machtübernahme der NSDAP. Sie beschreibt die Umstände unter denen die Gefangenen leben und arbeiten mussten und die Gründe, weshalb diese überhaupt dort interniert wurden.

Obwohl wir schon vieles über dieses Thema wussten, ist es doch schlimm veranschaulicht zu bekommen, wie die Menschen unter der Naziherrschaft leiden mussten. Vielleicht war es das Lied der Moorsoldaten oder die Erzählungen über die Schicksale einzelner Gefangener, die uns die Aussichtslosigkeit der Situation bewusst machten. Vielleicht war es aber auch die Geschichte eines 19-jährigen Jungen, der sich kurz vor der Kapitulation Deutschlands eine Generalsuniform aneignete und dann nicht, wie wir erwartet hatten, Gefangene befreite, sondern mehr als 100 erschießen ließ.

Vielleicht aber wurde uns die Absurdität der Situation aber auch erst durch das Anschauen des Außengeländes bewusst, welches heutzutage eher einem Park gleicht. Die einzelnen Unterkünfte der Gefangen, die Baracken, werden durch Büsche und Bäume nachgestellt und die Wege sind neu gepflastert. Das Wetter war ungewöhnlich schön für Oktober und die Zugvögel flogen über uns hinweg Richtung Süden. Im Angesicht dessen fühlte es sich komisch an, die riesigen Metallgerüste, teils wandartig, teils torartig, welche ehemalige Mauern nachstellen sollten, und den Boden zwischen den Baracken mit dunklem Lavagestein ausgelegt zu sehen. Dort, wo wir uns unterhielten und einen „Spaziergang” machten, hatten nicht einmal 100 Jahre zuvor Menschen um ihr Leben gekämpft.

Schließlich ermöglichte uns ein Blick in die Ausstellung der Gedenkstätte die individuellen Schicksalsschläge hinter den Gräueltaten des NS-Regimes besser zu verstehen. Die riesige Fotowand, die einige der Opfer zeigte, verdeutlichte, dass wirkliche Personen hinter den Zahlen steckten. Von denen ist heute nur noch eine am Leben, sodass Berichte aus erster Hand bald nur noch in dokumentierter Form vorliegen werden und Orte wie diese Gedenkstätte immer wichtiger sein werden, um an das Geschehene zu erinnern und die Menschen zu ermahnen.

Um halb sechs kommen wir wieder an der Schule an. Ein wenig erschöpft und bekümmert, aber auch realisierend, was für ein Glück wir haben, in Freiheit und Frieden zu leben.

 

Janelle, Laura, Louise, Muriel (Q2)

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