Israelaustausch 2022

Israelaustausch 2022 zwischen der jüdischen Rabin High School in Kfar Saba, der arabischen El Atili Hamal High School in Tira und dem Gymnasium Heißen in Mülheim an der Ruhr

Am 02.11.2022 brachen wir in ein fernes, fremdes Land auf, das die meisten nur aus der Bibel und den Nachrichten kennen. Ein Land, das oft konfliktgeladen und streng religiös, manchmal sogar gefährlich scheint: Israel.

Doch wie ist es dort wirklich? Wie sind die Menschen vor Ort? Wie leben sie? Wo gibt es Gemeinsamkeiten und wo gibt es Unterschiede?

Über diese Fragen und andere bewegende Themen wollten wir uns mit den israelischen Teilnehmenden, wie es bereits zuvor digital erfolgte, endlich persönlich austauschen.

Dazu traten 15 Schülerinnen und Schüler sowie Frau Schlüter und Herr Guderley zusammen mit Mehtap, ein Mitglied des Vereins „Begegnungen 2005 e. V.“, der den Austausch organisierte, die Reise an.

Von Düsseldorf aus ging es erst über Istanbul und dann nach Tel Aviv. Schon am Flughafen spürte man anhand intensiverer Sicherheitskontrollen die besondere Situation des Staates.

Schließlich ging es mit einem Bus in die Städte Kfar Saba und Tira, da wir auf zwei Städte aufgeteilt waren,wo die Gastfamilien bereits auf uns warteten und uns herzlich begrüßten. Nach einer knapp 12-stündigen Reise waren wir endlich am Ziel angekommen und die Vorfreude auf die Woche war riesig.

 

Am nächsten Morgen startete dann das Programm. Zum ersten Mal trafen sich alle israelischen und deutschen Teilnehmenden, ausgestattet mit reichlich leckerem Proviant von den Gasteltern, vor dem Rathaus Kfar Sabas. Die Stimmung war sehr locker und herzlich, auch wenn alle etwas aufgeregt waren.

Nachdem der Bürgermeister der Stadt uns begrüßt hatte, spazierten wir zur Rabin High School, einer Partnerschule des Gymnasiums Heißen, um uns dort besser kennenzulernen und die Schule zu erkunden.

Die Schule erinnerte sehr an amerikanische Schulen. Ungewohnt war für uns der bewaffneteSicherheitsmann am Eingang der Schule. Für die Israelis hingegen ist das ganz normal und an vielen öffentlichen Gebäuden der Fall.

Nachdem wir einige Kennenlernspiele gespielt hatten und die Schule und einige Freundinnen und Freunde der Israelis kennengelernt haben, ging es in das sogenannte New York des Nahen Ostens – Tel Aviv: Lebensfreude, Offenheit, Toleranz, laut und kein Schimmer von der oft in den Nachrichten vermitteltenangespannten Situation Israels.

Zuerst liefen wir als Gruppe ein Stück durch die Stadt. Schöne, alte Gebäude, gepaart mit modernen Hochhäusern und - sehr vertraut - riesige Baustellen und Staus ohne Ende. Anschließend liefen wir am Strand entlang bis nach Jaffa, wo wir den Sonnenuntergang in Alt-Jaffa genossen.

Am nächsten Tag ging es nach Nazareth. Wir starteten den Tag mit einem Picknick auf einem Berg vor der Stadt, von dem man eine gute Aussicht auf die Stadt selbst und das Umland hatte. Dann ging es in die Verkündigungsbasilika.

Anschließend hatten wir ein wenig Freizeit, um in Nazareth Souvenirs zu kaufen, Fotos zu machen undörtliche Spezialitäten, wie beispielsweise „Knafeh“ zu essen.

Danach ging es mit dem Bus in das „Valley of Springs“, ein Tal mit vielen kleineren Seen und Bächen.

 

Am Samstag gab es kein Programm, stattdessen stand der Tag zur freien Verfügung. Einige verbrachten den Tag mit der Gastfamilie, andere trafen sich und gingen zum Strand. Manche nutzten den Tag, um ans Tote Meer, dem tiefsten Punkt des Festlandes auf der Erde, zu fahren. Das Treiben darin war ein einzigartiges und unvergessliches Erlebnis. Und allein der Weg durch die Wüste dahin war wirklich schön.

Am Sonntag verschlug es unsere lustige Reisegruppe in die arabische Stadt Tira. Als wir dort angekommen sind, haben wir zunächst erleben dürfen, wie der Schulalltag in einer arabischen Schule aussehen kann.Nachdem wir viele Schüler*innen, das Lehrpersonal und die Direktorin kennenlernten, haben wir gemeinsam Tira erkundet und mehr über die Stadt und ihre Historie erfahren. Anschließend haben wir eine Moschee besucht, in der wir mithilfe des Imams mehr über die Religion Islam lernen und unsere Fragen stellen durften.

Beim gemeinsamen Mittagessen konnten wir die Zeit nutzen, um weitere Fragen zu besprechen, uns besser kennenzulernen und unseren anstehenden Laser-Tag Ausflug zu planen.

Am Montag wartete ein weiteres Highlight auf uns. Eine Führung durch die Holocaust- Gedenkstätte Yad-Vashem und der anschließende Besuch der Altstadt Jerusalems schweißte unsere Gruppe stark zusammen.Die Führung durch Yad-Vashem, welche die gemeinsame Geschichte Israels und Deutschlands thematisierte, ließ niemanden von uns kalt. Nicht viele Augen sind bei diesem emotionalen und sensiblenThema trocken geblieben. Die Führung ging besonders unseren jüdischen Freunden nahe, so mussten einige an verstorbene Verwandte denken, die während der NS-Zeit grausam ermordet wurden. Der Besuchim Yad-Vashem sorgte dennoch nicht für eine Spaltung unserer Gruppe, ganz im Gegenteil schuf der Tag eine umso stärkere Bindung, die von zunehmendem Vertrauen und Freundschaft geprägt ist.

Im Anschluss haben wir einen kleinen Einblick in die Altstadt Jerusalems bekommen. Man kann nicht inWorte fassen, wie wunderschön und atemberaubend die Altstadt und deren Atmosphäre ist. Durchquert mandie Altstadt passiert man zahlreiche Stände und Märkte in engen Gassen, religiöse Gedenkstätten, historischrelevante Gebäude und architektonische Meisterwerke. Da ein Tag nicht ausreicht, um ganz Jerusalem zu sehen und die Situation in Israel auch immer noch sehr angespannt ist, mussten wir uns auf eine Auswahlvon Sehenswürdigkeiten beschränken. Zunächst haben wir die Dormitio Abtei und den Ort des letztenAbendmahls besichtigen dürfen. Anschließend wartete ein Besuch der Klagemauer auf uns, bei dem wir gleichzeitig auch einen Blick auf die Al-Aqsa Moschee und den Felsendom erhaschen konnten. Die untergehende Sonne und der im Hintergrund zu hörende Muezzin-Ruf tauchten den Platz vor der Klagemauer in ein malerisches Bild.

Der Tag in Jerusalem war geprägt von unfassbar vielen Eindrücken und einmaligen Erfahrungen, die wir vermutlich alle noch ewig in Erinnerung behalten werden.

Am nächsten und gleichzeitig auch letzten Tag haben wir einen Park besucht, in dem viele bedeutsame israelische Orte als Miniaturausgabe aufgebaut waren. Beim Durchqueren des Parks konnten wir immerwieder Gebäude und Sehenswürdigkeiten entdecken, die wir in der vergangenen Woche besucht hatten.Fernerhin erlaubte uns die Miniaturausgabe Israels einen Einblick in all die Orte, die wir noch nicht besuchen konnten.

Auf den Besuch in “Mini-Israel” folgte ein Ausflug in eine nahegelegene Tropfsteinhöhle und anschließendein gemeinsames Treffen am Abend in Tira, wo wir die gemeinsame Zeit ausklingen ließen und dem vorübergehenden Abschied entgegen trauerten.

Die Zeit in Israel hat jeden Einzelnen von uns auf seine persönliche Art und Weise geprägt und verändert.Uns wurde die einzigartige Möglichkeit geboten, eine gänzlich andere Kultur kennen und lieben zu lernen.

Der Austausch schuf ein neues Bewusstsein und Sensibilität für die verschiedenen Religionen sowie andere Bräuche und Sitten. Nicht zuletzt schuf der Austausch aber auch neue Freundschaften.

Wir sind uns alle einig, dass wir innerhalb von einer Woche noch nie so viel gelernt haben, und wir raten jedem, der die Möglichkeit zu diesem Austausch hat, diese einzigartige Erfahrung zu machen.

 

Mara Bohse & Fabian Stief (Q2)

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